Arbeitskreis DIALOG

Der Arbeitskreis Dialog organisiert Dialogveranstaltungen. Eine Dialogveranstaltung nach GBKL (Gemeinschaftsbasierender Konfliktlösung) ist ein professionell organisiertes und von Mediatorinnen und Mediatoren begleitetes Großgruppengespräch, das den Teilnehmenden ermöglicht, in Dialog zu treten bzw. ‚anderen‘ im Dialog zu begegnen. Während einer Dialogveranstaltung, charakterisiert als Form der Kommunikation, geht es nicht um richtig oder falsch, um das Durchsetzen von Argumenten oder um rhetorische Eloquenz, sondern um den konstruktiven Austausch von Gedanken, Erfahrungen und Gefühlen. Die Devise dabei lautet: Aktiv zuhören, aktiv mitreden.

Kurz gesagt dient Dialog dazu, Gemeinschaft zu stärken. Dies wird als eine Erfahrung des Miteinanders erlebt und verstanden, in dem Gemeinsamkeiten und Unterschiedlichkeiten gleichgewichtig vorkommen.

“Nehmen wir an, dass wir fähig wären
Bedeutungen frei miteinander zu teilen,
ohne den obsessiven Drang unsere
Sichtweisen anderen aufzuzwingen
oder sich den Meinungen anderer anzupassen,
d.h. ohne Verzerrung und Selbsttäuschung.
Wäre das nicht eine wahre Revolution in der Kultur?”

DAVID BOHM (1917 – 1992)

In einem Dialog gibt es keine Gewinner und keine Verlierer. Im Gegenteil, „diese Form des Diskurses setzt ein grundsätzliches rhetorisches Miteinander voraus, um einen konstruktiven Umgang mit Unterschieden aller Art möglich zu machen“ (Fedorowicz). 

In Dialog zu treten, um sich zu begegnen, ist eine aktive Entscheidung; nämlich eine Entscheidung des authentischen Zuhörens und Nachdenkens. Während eines Dialog-Prozesses kann – teils metaphorisch ausgedrückt – durch das Fließen von Wörtern und den Erfahrungsbegegnungen sowohl eine Wandlung der am Dialog Beteiligten als auch ein verbindendes gemeinschaftliches Gefühl entstehen. Die Menschen gehen anders nach Hause, als sie gekommen sind.

Anwendungsbereich

Eine Dialogveranstaltung als Format öffentlichen Diskurses bietet Mitgliedern unterschiedlicher Gemeinschaften – sowohl Gruppen mit direktem lokalen Bezug wie Stadtteile oder Gemeinde als auch soziale, religiöse oder ethnische Gruppierungen; alle Schichten und Generationen, sexuelle Minderheiten sowie Querdenker –, die sonst nichts miteinander zu tun haben (wollen), die Möglichkeit, innerhalb einer geregelten Gesprächskultur und von Prozessleiterinnen und Prozessleitern mediativ begleitet, einander näher kennenzulernen und nach persönlichem Vermögen an den Begegnungen, Gesprächen und Erfahrungen zu wachsen.

Dialogveranstaltungen eignen sich sehr gut um Demokratie, Partizipation sowie Beteiligungsprozesse zu stärken. Die demokratiestärkende Zielgruppe der Frauen sei hier
extra genannt.

Auch gegenwärtige soziale, politische oder ökologische Konflikte, die drohen in Identitäts-Grabenkämpfe zu münden, können begleitend durch Dialog-Interaktion in eine positive Richtung gewandelt werden.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer können Gespräche und Beziehungen mit Menschen eingehen, die sie sonst unter gewöhnlichen Bedingungen nie getroffen hätten. Beziehungen können neu entstehen, ‚Altlasten‘ in Beziehungen können überwunden, ‚zerbrechliche‘ Beziehungen gefestigt oder ‚eingeschlafene‘ Beziehungen reaktiviert und intensiviert werden.

Das Zuhören, Nachfragen und Reflektieren von zuvor fernen oder fremden Sichtweisen und Erfahrungen ermöglicht einen Wechsel des Blickwinkels auf gewisse Standpunkte (bzw. können vorher unbekannte Lebensrealitäten neu verstanden werden).

Menschen werden angeregt, loszulassen von ausschließlichem ‚richtig oder falsch‘. Anregende Impulsfragen der offenen Dialoge oder persönliche Fragen der Teilnehmenden wecken Interesse. Fragen wirken wechselseitig interesseweckend.

Lernen und Selbstwert basieren auf Entdeckung und Kreativität: Faszination und Ausprobieren statt Frust und Ängstlichkeit, Spontaneität statt Kontrolle. (vgl. Crum, 1989) Wenn sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf den Prozess einlassen, lernen sie erfahrungsbezogen Neues über sich selbst und/oder entdecken ihre eigene ‚Landkarte‘ womöglich neu. Es geht um erfahrungsbezogenes Lernen („experiential learning“).

Menschen erfahren, wie aufregend, schöpferisch und dynamisch es sein kann, wenn sie miteinander absichtlich im Dialog treten, zuhören und gehört werden. Der Output einer Dialogverastaltung ist es “to feel good about yourself and about others” (Robert P. Birt).

Verschiedene Menschen, die miteinander interagieren, können die Quelle für kreative Ideen sein. Nach einer Dialogveranstaltung können Ideen in die Realität umgesetzt werden, wenn der Wunsch der Teilnehmenden dazu besteht.

„Sich in einen Dialog miteinander begeben“ heißt …

… einander mit Respekt begegnen
… ohne Widerstand zuhören
… alle gleichberechtigt behandeln
… Unterschiede zulassen und respektieren
… jeder/m ermöglichen, das auszusprechen, was sie/ihn betrifft
… aus eigener Erfahrung sprechen
… Verständnis für andere Sichtweisen gewinnen
… eigene Annahmen überprüfen
… über den eigenen Horizont hinausschauen
… vom Drang loslassen, konkrete Ergebnisse zu erreichen
… von Herzen sprechen

© GBKL-CBCR 2010